2. Leitbild
In den letzten Jahren hat sich in unserer Gesellschaft ein tiefgreifender Wandel vollzogen. Dies betrifft den einzelnen Menschen ebenso wie viele Gruppierungen in
Staat und Kirche. Dadurch wird es notwendig, das eigene Tun zu reflektieren und sich neu auf die Nöte und Bedürfnisse des Menschen unserer Zeit einzustellen. Aufgaben, Ziele und Werthaltungen unseres Handelns sollen transparent gemacht werden:
- nach innen, um sich als Mitglied/Mitarbeiter/in in der Einrichtung daran zu orientiere und danach handeln zu können.
- nach außen, um potentielle Bewohner/innen, Angehörige und die Gesellschaft über unsere Einrichtung und unser Wirken zu informieren.
Trägervertretung, Hausleitung und Mitarbeiter/innen aus verschiedenen Bereichen des Hauses entwickelten in gemeinsamen Treffen während eines Jahres - Mai 1996 bis Mai 1997 - das folgende Leitbild.
Diese Leitbild- und Konzeptionsbeschreibung steht in Beziehung zu den Leitbildaussagen des Caritasverbandes, des Dachverbandes aller sozial-caritativer Einrichtungen.
2. Präambel
In der Tradition des Ordens ist "Helfen und Heilen" bis heute das Leitmotiv der Ordensgemeinschaft. So wissen sich die Schwestern auf dem Weg der Nachfolge Christi verpflichtet, den Menschen in ihren leiblichen und seelisch-geistigen Nöten zu helfen und sie zu "Heil-Werden" und "Heil-Sein" zu führen.
Nach dem 2. Weltkrieg kamen durch Aussiedlung Schwestern dieses Ordens wieder nach Deutschland und übernahmen sofort Dienstleistungen nach den aktuellen Bedürfnissen der Zeit, das sind:
- Alten und Krankenpflege
- Erziehung und Bildung
- Seelsorge
Nach 50 Jahren hat sich dieser dienende Auftrag im Sinne der "Zeichen der Zeit" methodisch verändert aber nicht in den Beweggründen: Die Schwestern wollen
- Hoffnung für die Menschen bringen
- Respekt vor der menschlichen Würde in allen Lebenslagen zeigen
-mit Professionalität unter Beachtung wissenschaftlichen Standards in allen Wesensbereichen der Kirchen, der Verkündigung, der Diakonie und der Liturgie verantwortlich sein.
In diesem Orientierungsrahmen bilden Schwestern und Mitarbeiter/innen in den unterschiedlichsten Bereichen eine Lebensgemeinschaft.
So kann auch das Deutschordenskreuz, das schwarze Kreuz auf weißem Grund, ein Zeichen sein, das verdeutlicht, dass Gottes Liebe - sein Licht - den Schatten der Welt, den Tod, besiegt hat.
Sein Licht wollen wir weitergeben
- in der Freude am Helfen und Heilen,
- in Trost und Begleitung
- im gemeinsamen Leben
3. Leitsätze
A) Ursprung, Aufgaben und Ziele der Einrichtung
1) Das Haus "St. Marien" ist eine Altenhilfeeinrichtung in der Trägerschaft der Deutschordensschwestern, Provinizialat Passau. Der Ursprung unserer Ordensgemeinschaft liegt in einer mittelalterlichen Hospitalbruderschaft zur Pflege kranker Pilger und verwundeter Kreuzfahrer.
2) In der Tradition des Ordensmottos "Helfen und Heilen" wurde 1954 das Alten- und Pflegeheim in Tittling errichtet, um den älteren Menschen der Region, unabhägig vom Volkszugehörigkeit, Status und Religion ein Zuhause zu bieten.
3) Wir sehen den Menschen als Geschöpf und Bild Gottes, das verleiht ihm die Würden, die wir auch in Schwäche und Krankheit achten und erhalten wollen. Unserem Tun legen wir das Wort Jesu zugrunde: "Was ihr einem meiner geringsten Brüder/Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan. " (Mt25,40)
4) Wir bieten die Möglichkeit zum Leben und Wohnen, Unterstützung zur Selbspflege und Übernahme der Pflege wenn es erforderlich ist. Dabei achten wir darauf, daß die individuelle Hilfe und Begleitung alle Dimensionen des Mensch-Seins einschließt, die körperliche, geistig-seelische und soziale Dimension.
5) In unserer Dienstleistung erkennen wir das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und gewachsenen Formen einerseits und dem Erfordernis nach zeitgerechter Veränderung anderseits, entsprechen den jeweiligen Erkenntnissen und Gegebenheiten. Das erfordert eine laufende Aktualisierung unserer Angebotes.
B) Leitsätze, die sich auf die Bewohner/innen beziehen
1) Menschen, die eine bestimmte Zeit in unserem Hause leben, begleiten wir von der ersten Begegnung an über die Höhen und Tiefen bis zu ihrer Verabschiedung. Dabei sehen wir die Sterbebegleitung als einen wichtigen Teil der Lebensbegleitung.
2) Wir achten die Würde und die Einzigartigkeit der Person und lassen uns bereichern durch die Lebenserfahrung des einzelnen Menschen. Wir wahren das Gleichgewicht von Nähe und Distanz.
3) Wir bieten eine fachlich fundierte, geplante Dienstleistung, entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen des Einzelnen im Rahmen der situativen Möglichkeiten.
4) Wir gestalten Lebensräume, die zu Aktivitäten anregen und Sinn stiften.
5) Wir orientieren uns in unserem Leben und in unserer Arbeit an der Botschaft Jesu; dabei achten wir die religiöse Grundüberzeugung Andersdenkender.
C) Leitsätze, die sich auf die Mitarbeiter/innen beziehen
1) Alle Mitarbeiter/innen des Hauses bilden eine Dienstgemeinschaft in vertrauensvoller Zusammenarbeit und gemeinsam getragener Verantwortung.
2) Wir gestalten eine Atmosphäre, in der jede/r Mitarbeiter/in seine/ihre Individualtiät einbringen und seine/ihr Fähigkeiten entfalten kann.
3) In Offenheit und gegeseitiger Akzeptanz werden anstehende Probleme gesehen und konstruktiv in der Gruppe bearbeitet.
4) Die Mitarbeiter/innen werden in Informations- und Entscheidungsprozesse des Hauses sinnvoll einbezogen; in regelmäßigen Besprechungen der verschiedenen Bereiche werden aktuelle Themen und Aufgabenstellungen geklärt.
5) Wir sind bereit, in Krisen geratene Mitarbeiter/innen zu stützen und im Rahmen der Möglichkeiten begleitende Hilfe anzubieten. Durch Praxisbegleitung, laufende Fort- und Weiterbildung wird das persönliche und berufliche Können aller Mitarbeiter/innen auf aktuellem Stand gehalten.
D) Leitsätze, die sich auf die Angehörigen und die Öffentlichkeit beziehen
1) Das Altenheim St. Marien versteht sich als ein Ort, der älteren und pflegebedürftigen Menschen ein Zuhause bietet, sich dabei aber eingebunden weiß in die gesellschaftliche Struktur des Ortes und der Umgebung.
2) Wir bieten unseren Bewohnern Sicherheit und Geborgenheit. Die familiäre Bindung und Verantwortung bleibt jedoch an erster Stelle, sie kann und soll nicht durch uns ersetzt werden.
3) Wir freuen uns über guten Kontakt zu Angehörigen, Freunden und Bekannten unserer Bewohner und sind bereit mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn dies dem Wunsch oder Einverständnis des Bewohners entspricht.
4) Miteinander feiern wir die persönlichen Gedenktage der Bewohner/innen, sowie die Jahreskreis anfallenden Feste, zu denen Angehörige und Freunde herzlich willkommen sind. So tragen wir dazu bei, daß die Heimbewohner sich als Glieder einer Gemeinschaft erfahren und das Alter nicht zwangsläufig zu Vereinsamung und Isolation führt.
5) Wir fördern und unterstützen die Bewohner/innen darin, am kulturellen, kirchlichen und öffentlichen Leben der Gemeine teilzunehmen und bieten Hilfestellung nach unseren Möglichkeiten an.